Mittwoch, 16. Juli 2014

MEIN INKARNATIONSVERLAUF Teil 11

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Oh ja, scheinbar lässt mich das Predigen und Bekehren nicht mehr los. Einige Inkarnationen habe ich so schon hinter mir als ich wieder in solch einem Leben als Pfaffe meine Erfahrungen sammeln sollte. Oh ja, da wird man wirklich geprüft. Diesmal nur zweimal das "Oh ja". Kein gutes Zeichen! Nun denn, die heilige römische Kirche stand schon. Es sprossten schon die ersten spitzgiebeligen Kirchen mit einem Glockenturm aus dem Boden. Und ein Palast mitten in Rom, wie es dem Oberpfaffen geziemt, war fast vollendet.

Meinesgleichen und natürlich auch ich waren auf Schäfchenfang um sie zu scheren. Nach so einer gottgefälligen Schur blieben nicht mehr viele Haare übrig. Oder soll ich es ganz offen ausdrücken. Man erleichterte das jeweilige arme Schaf all seiner Güter die sich im Laufe seines Lebens angesammelt haben um ihm eine Platzkarte im Himmel zu versprechen. Denn ein guter Platz im Himmel ist eine reine Preisangelegenheit. Man lässt da durchaus mit sich handeln. Denn Gebete sind gut aber Sachwerte, vor allem Gold und sonstiges Geschmeide , besser.

Die jetzige Inkarnation hat es allerdings in sich. Jetzt war ich nicht nur ein Dorfpfaffe der sich mit Malzkaffe und Knäckebrot zufrieden geben musste. Nein, diesmal machte ich den Aufstieg auf der Himmelsleiter im Sauseschritt. Ich hatte aus den vorhergehenden Inkarnationen gelernt. Und instinktiv benützte ich meine Schläue und meine Ellenbogen um die anderen Mitbewerber im Pfaffenrennen hinter mir zu lassen. Ich saugte förmlich Wissen aus der Akashacronik. Denn dieses Talent hat mich durch alle meine Inkarnationen hindurch begleitet. Natürlich wusste ich damals nicht was Akashacronik bedeutet. Aber bleiben wir einfach beim Instinkt und den Intuitionen.

Ich war ein außergewöhnlich talentierter Schafsscherer. Und das vergoldete Kreuz auf der großen Kuppel des Palastes hatte man meinem Eifer zu verdanken. Da musste ich schon den Adel angehen. Aber ich konnte gut Stiefellecken und war auch durchaus nicht sparsam mit Drohungen, daß wenn man nicht seinen Pelz lässt die Himmelspforte zubleiben würde. Und schon wurde der Beutel gezückt. Brave Leute, dieser Adel, das muss ich schon sagen. Das Gewicht des Kreuzes wurde mit reinem Gold berechnet. Aber der kleine Schwindel mit dem vergoldeten anstatt dem purem Goldkreuz bemerkt ja sowieso keiner. Und Gott, der Chef vom Ganzen, bekam ein paar Kerzen und Räucherstäbchen geopfert und hielt still. Überhaupt war er sehr still. Nie bekam ich eine Antwort. Ich war schon im Pfaffenparlament, als der Oberpfaffe das Zeitliche segnete. Dann ging es zum Wählen. Ich hatte vorgesorgt. Denn Gold stinkt nicht. Und so habe ich mir so einige Stimmen gekauft. Und prompt wurde ich als Obermotz gewählt. Meine Machtgier kannte keine Grenzen mehr. Ich bekam den Hirtenstab!

Mit einem schweren, goldenen Fingerring gerüstet segnete ich die armen Schafe die vor dem Palast die Worte aus meinem Mund schlürften die mahnend und tröstend daraus herausträufelten. Mehr mahnend als tröstend. Denn Angst macht Spendierlaune. Ich vergaß dabei natürlich nicht sie zu erinnern, daß sogar den letzten Hosenknopf zu spenden gut für ihre Seele sei. Daß mein Verein dabei nicht erwähnt wurde versteht sich von selber. Denn die meinten, daß Gott persönlich die Spenden in Empfang nehmen würde.

Unwissenheit des Fußvolkes ist etwas vorteilhaftes. Wenigstens für meinesgleichen. Aber ich selbst stieg fast täglich in die große Bibliothek in der hochgesicherten Unterwelt des Palastes. Und da waren wirklich alle Bücher vereint. Auch die verbotenen. Der Pöbel braucht ja nicht alles zu wissen. Das verwirrt nur ihre Köpfe. Meine Macht ließ mich alle guten Eigenschaften und Vorsätze vergessen. Ich war im Machtrausch und versteckte diese hinter einer gönnerhaften Larve, genannt Gesicht. Oh ja, ich war ein guter Schauspieler. Ich hatte meine Lektionen wirklich gut gelernt. Ich war ein ausgesprochenes Talent in bösen Taten die für mich immer das Gute erzeugten.

So war es ab und zu nötig mich unerkannt unter den Pöbel zu mischen. Meine männliche Natur wollte zu ihrem Recht kommen. Niemand brauchte das zu wissen. Außer die Anderen, die mich auf diese Möglichkeit aufmerksam gemacht haben. Und das waren nicht wenige. Aber die hatte ich in der Hand. Denn ich habe einen guten Geheimdienst aufgebaut. Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste. Also stieg ich ab und zu in die Schuhe des Fischers und in das Gewand eines Knechtes. Dann machte ich mich auf den Weg und streunte durch die Gassen. Weiber waren mein Ansporn damit ich meine Gelüste befriedigen konnte. Jedes mal eine Andere. Denn es gab genug davon die sich verkauften. Die Not war zu meiner Zeit groß. Diese interessierte mich aber nicht. Ein heißer Bock sieht auch nicht um sich wenn er aufspringen will. Geld war natürlich kein Thema für mich. Ich brauchte nur in die Portokasse zu greifen und ich war versorgt. Ich lebte buchstäblich in einem Goldbergwerk.

Nun gut. In dieser Inkarnation war ich total versaut. Ich bin schwach geworden. Die Macht über Andere hat mich alles Edle vergessen lassen. Das wird sicher noch in Nachspiel geben Au weia!

FORTSETZUNG FOLGT!

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